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Re: Beschneidung = Diskriminiert?

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Guten Tag Andreas (Ihr Posting vom 16. Mai 2013 23:48 Uhr)

Vielen Dank für Ihre Anfrage.

Es ist nicht diskriminierend wenn sich jemand gegen Beschneidungen einsetzt. Die Welt ist rund und hat keine Kanten.

Es geht darum mit welcher Wortwahl von Beschnittenen gesprochen wird, wie die Darstellung in der Öffentlichkeit erfolgt und welche „unheimlichen“ Dinge ihnen angedichtet werden. (siehe unten)

Es geht darum, dass Beschnittene als Zweckobjekt benutzt und als „Verstümmelte“ vorgeführt werden.

Es geht darum, dass Beschnittene von Anderen als psychisch und physisch angeschlagen hingestellt werden und wieder Andere genau diese negativ besetzten Dinge als gegeben und generell ansehen.

Um es in eine Gleichung zu setzen: Beschnitten = Verstümmelt = „psychisch daneben“ = „physisch daneben“ = Mann mit Probleme = Mann den man lieber „von hinten sieht“.

Die Beschneidungsdiskussion hat mittlerweile genau diese Gleichung hervorgebracht: Wer beschnitten ist hat Probleme, egal welche. Dass es zig-Millionen Beschnittene gibt, die überhaupt keine Probleme haben, wird nicht wahrgenommen, will eine spezielle Klientel nicht wahrhaben. Wird deshalb nicht wahrgenommen, weil aus einem Kalkül heraus (Beschneidungen gehören verboten) eine Absicht verfolgt wird. Die Verfasser solcher Forderungen sind sich (absichtlich?) gar nicht bewusst welche Wirkung ihre Wortwahl im Bezug zu Beschneidungen auf Andere hat.

Schauen wir uns doch einige Aussagen an:

Konkret erlittener patriarchaler Zwang (Anm: Wer sagt denn, das ein „Erleiden“ überhaupt stattgefunden hat?)

Beschnittene unterliegen Sozialisationsdruck (Anm: und sind damit willensschwach)

Sie (Beschnittene) haben alle (!!!) ein genitales Trauma erlitten. (Anm: und demnach alle (!!!) therapiewürdig)

Ein Mann kann an Angstattacken oder sexuellen Funktionsstörungen leiden, die er sich nicht erklären kann. (Anm: und ist demnach therapiewürdig)

Die Betroffenen schämen sich (Anm: mangelndes Selbstbewusstsein)

Sie fühlen sich nicht nur in ihrer Männlichkeit beschädigt. (Anm: mangelndes Selbstbewusstsein)

Es wird von „Verhornung“ gesprochen, (warum nicht von Keratinisierung (wäre zudem medizinisch richtiger)

Beschnittene Männer haben ein größeres Risiko für Genitalwarzen als unbeschnittene Männer (Anm: Achtung Frauen! Schaut Euch euren Geschlechtspartner genau an, nehmt lieber einen mit Vorhaut, da ist das Risiko geringer… !)

Der Betroffene verzweifelt jedenfalls (Anm: und ist demnach therapiewürdig)

Jedes Jahr sterben viele an den Komplikationen der Beschneidung (Anm: Viele als unbestimmter Zahlenbegriff)


Und dann die Zahlenspielchen, die zwar mächtig imponieren, deren Quelle doch eher der Zauberzylinder ist:

Beschnittene haben 5x häufiger psychische Probleme

Immerhin gehen 20.000 Nervenenden verloren

Haben ¾ des sexuellen Empfindens verloren

5,4% leiden an erektiler Dysfunktion

Bedurften mehr als 20% einer späteren Intervention durch den Hausarzt der Betroffenen

Beschnittene Männer leiden dreimal häufiger über Sensibilitätsstörungen mit einem gestörten Orgasmuserleben

Die Komplikationsraten schwanken zwischen 0 und 16 Prozent. (Anm: Nichts genaues weiß niemand, die Hauptsache ist, es stehen ein paar Zahlen dort)

Komplikationsraten der Beschneidung wurden mit bis zu 55% angegeben. An anderer Stelle: 1,5%. An anderer Stelle: 3,6%. (Anm. das ist eine Streuung von 3.660%. Damit wird die Qualität solcher „Studien“ deutlich)

In einer Studie erschwerte die Beschneidung die Masturbation von 63%, verringertes Lustempfinden bei 48% der Männer. (Anm: Wie sähe denn eine wissenschaftliche Feststellung einer „Masturbationserschwernis“ aus?

Im erigierten Zustand beschnittene Männer haben einen durchschnittlich 8 mm kürzeren Penis.


Noch einmal zur Verdeutlichung:

Es geht nicht darum dass sich jemand gegen Beschneidungen ausspricht, ein Beschneiden als völlig überflüssig ansieht oder gar aus persönlicher und speziell sachlicher Überzeugung, ablehnt. Es geht auch nicht darum ein Pro und Kontra abzuwägen und seriös darzustellen.

Es geht ausschließlich darum wie von einer speziellen Klientel Beschnittene in der Öffentlichkeit dargestellt werden. Und genau das hat etwas mit Diskriminierung, Diffamierung und Agitation zu tun. Insbesondere dann, wenn durch „qualifizierte Studien“ (Anm: siehe oben) generiertes Datenmaterial bewusst, dem Kalkül zuliebe, weiter vermarktet und vertrieben wird.

Ich warte immer noch auf eine Erklärung warum euphemistisch von „Verstümmelung“ gesprochen wird und nicht von „Beschneidung“.

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